Im seriellen Werk «Neste Rally» gehe ich der Frage nach, wie wir Geschwindigkeit wahrnehmen und wie sich der Faktor Zeit darstellen lässt. Im Sommer 2017 verfolgte ich in der Region Jyväskylä die «Neste Rally Finland», Teil der FIA World Rally Championships, welche in 15 Rennen weltweit ausgetragen werden. Auf der Strecke durch die finnischen Wälder erzielen die Fahrer die höchsten Geschwindigkeiten der Tour. Um diese bildhalft umzusetzen, habe ich eine spezielle Form der Slit-Scan-Technik benutzt. Dabei wird die Fotografie so generiert, als würde eine Scanzeile innerhalb einer bestimmten Zeitdauer – hier knapp 13 Sekunden – von links nach rechts fahren. In serieller Abfolge gelangt so ein extrem schmaler Abschnitt der Wirklichkeit auf das Bild. Wo keine Bewegung stattfindet, entsteht ein realistisches Abbild. Wo aber eine Bewegung registriert wird, ergibt sich eine extreme Verzerrung. Je schneller ein Objekt sich durch den entsprechenden Bildbereich bewegt, desto stärker wird es verzerrt. Bedingt durch diesen Aufbau, erhält das Bild eine zeitliche Dimension. Was bedeutet, bezogen auf die Lebenszyklen des Waldes, dieser eine Rally-Tag, dieses vorbeiflitzende Fahrzeug? Nebst der Frage nach der Relevanz einer solchen Veranstaltung wird nicht zuletzt auch die Suche nach dem Sinn eines solchen Ereignisses tangiert.
Als Serie angeordnet, werden die Einzelbilder zur Waldstrasse, auf der ein Rennwagen dem andern folgt. In diesem Masse reduziert, unterscheiden sich die mit über 100 Stundenkilometern vorbeirasenden Autos nur noch durch ihre Farbe und die Form der nachfolgenden Staubwolke. Das rasante Tempo der Fahrzeuge steht im Gegensatz zur Konstanz des Waldes, der über die Zeitspanne der Aufnahmen hinweg einzig beim Schattenwurf eine leichte Veränderung erfährt. Zusätzliche Dynamik erhält das Werk durch die Audioinstallation (Ausschnitt) in Form der originalen Geräuschkulisse.